Studie: Neonikotinoid-Verbot im Raps kostet EU-weit jährlich 900 Mio. Euro

18.01.2017

Seit Dezember 2013 ist die Vermarktung von Saatgut, welches mit Pflanzenschutzmitteln gebeizt wurde, die einen der neonikotinoiden Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid oder Thiamethoxam enthalten, in der EU verboten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wird voraussichtlich im Herbst 2017, auf Basis von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die seit dem Verbot gewonnen wurden, Schlussfolgerungen veröffentlichen. Anhand dieser Schlussfolgerungen wird die EU entscheiden, ob das Verbot aufgehoben, beibehalten oder geändert wird. In der letzten Woche hat es zwei Veröffentlichungen zu dem Themenkomplex gegeben.

Die HFFA Research GmbH hat eine Studie zu den wirtschaftlichen und ökologischen Folgen des Neonikotinoidverbotes in der EU erstellt. Laut dieser Studie sind die Erträge im europäischen Rapsanbau aufgrund des Neonikotinoidverbotes um 4 Prozent (gewichteter Durchschnitt) zurückgegangen. Darüber hinaus verzeichneten die Rapsanbauer bei 6,3 % der eingefahrenen Ernte Qualitätseinbußen im Wert von 36,50 € je Tonne. Zudem wurden je Hektar 0,73 zusätzliche Insektizid-Anwendungen (gewichteter Durchschnitt) – hauptsächlich mit Pyrethroiden – durchgeführt. Daraus leiten die Studienautoren ab, dass im Zusammenhang mit dem Neonikotinoidverbot für die europäische Rapsindustrie Kosten von knapp 900 Mio. € entstanden seien. Außerdem kommen sie zu dem Schluss, dass das Verbot sowohl in der EU als auch weltweit – aufgrund von höheren Treibhausgasemissionen und einem höheren Wasserverbrauch – weitreichende ökologische Folgen habe. Die vollständige Studie kann auf der HFFA-Webseite heruntergeladen werden.

Einen Tag vor Präsentation der HFFA Studie in Berlin, an welcher die BVO-Geschäftsstelle teilnahm, hat Greenpeace einen Bericht zu „Umweltrisiken durch Neonikotinoide“ veröffentlicht. Dieser Bericht fasst die Ergebnisse einer Metaanalyse zusammen, die die Universität Sussex im Auftrag von Greenpeace durchgeführt hat. Für diese Metaanalyse untersuchte die Universität Sussex  hunderte Studien, die seit Verabschiedung des Teilverbots für Neonikotinoide 2013 veröffentlicht wurden. Laut Greenpeace bestätigen die Untersuchungen die Risiken, die die EFSA im Jahr 2013 identifiziert hat. Neue Forschungsergebnisse weisen laut der Umweltorganisation darauf hin, dass nicht nur mit Neonikotinoiden behandelte Kulturen, sondern auch unbehandelte aber kontaminierte Wildpflanzen eine Gefahr für Bienen darstellen. Es sei zudem nachgewiesen worden, dass von diesen Wirkstoffen erhebliche Risiken für zahlreiche andere wild lebende Arten als Bienen, darunter Schmetterlinge, Käfer und Wasserinsekten, ausgehen. Greenpeace fordert daher, die bereits mit einem Teilverbot belegten drei Neonikotinoide vollständig zu verbieten. Der vollständige Bericht kann auf der Greenpeace-Webseite heruntergeladen werden.