Wissenschaftliche Beiräte beim BMEL überreichen Klimaschutzgutachten

05.09.2016

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat das Gutachten „Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen und Ernährung und Holzverwendung“ entgegengenommen. Das Gutachten wurde vom Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) und vom Wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik (WBW) beim BMEL erstellt. In dem Gutachten wird herausgestellt, dass Landwirtschaft auf dem Großteil der Fläche Lebensmittel und damit Produkte produziere, die nur eingeschränkt substituierbar seien. Die THG-Emissionen der Landwirtschaft seien daher auch in Relation zur jeweiligen Produktionsleistung zu bewerten. Unter den günstigen klimatischen Produktionsbedingungen in Deutschland und bei gleichzeitig weltweit absehbar knapper werdenden landwirtschaftlichen Flächen sei eine flächendeckende Verringerung der Produktionsintensität nicht zu empfehlen. Aussagekräftiger als die THG-Emissionen pro Flächeneinheit seien die THG-Emissionen je Produkteinheit.

Die wichtigsten Empfehlungen des Gutachtens im Bereich der Landwirtschaft lauten:

 

•       Landwirtschaftlich genutzte Moore differenziert schützen

•       Stickstoffeffizienz der Düngung verbessern

−     Düngerecht verschärfen und konsequenter durchsetzen

−     Stickstoffabgabe einführen, wenn N-Überschüsse nicht hinreichend reduziert werden

−     Weitere Maßnahmen zur N-Effizienzverbesserung der Düngung nutzen

•       Bioenergieförderung auf sinnvolle Energielinien beschränken

−     Lignocellulose aus landwirtschaftlicher Produktion (z. B. aus Kurzumtriebsplantagen) fördern

−     Klimaschutzleistung bestehender Biogasanlagen erhöhen, Neuanlagen nur bei Vergärung, hoher Anteil von Gülle oder Reststoffen

•       Dauergrünland nach Schutzwürdigkeit gestaffelt schützen

•       THG-Vermeidungskosten durch EU-weite Ausschreibungen verringern

Im Zusammenhang mit Maßnahmen zur N-Effizienzverbesserung der Düngung könne die Pflanzenzüchtung über die Entwicklung ertragsstabiler, krankheitsresistenter Sorten mit hoher N-Nutzungseffizienz einen wichtigen Klimaschutzbeitrag leisten, so die Gutachter in dem Bericht. Dies sollte über entsprechende Forschungsprojekte, aber auch durch eine Schwerpunktsetzung in der Zulassung neuer Sorten befördert werden.

In der Diskussion um Minderungsmaßnahmen in der Landwirtschaft werden häufig auch die Maßnahmen Biokraftstoffproduktion, Ausdehnung des ökologischen Landbaus und Substitution von importierten Sojafuttermitteln durch im Inland erzeugte Körnerleguminosen vorgeschlagen. Auf Basis der derzeit verfügbaren Analysen sehen die Beiräte in diesen Maßnahmen keinen eindeutigen Beitrag zum Klimaschutz.