Züchter diskutieren Pflanzenbau der Zukunft

31.05.2019

Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP) veranstaltete seine Mitgliederversammlung vom 7. bis 9. Mai 2019 in Quedlinburg und diskutierte die Frage der Zukunft der Agrarwirtschaft und die Rolle der Pflanzenzüchtung aus Sicht von Politik, Wissenschaft und Landwirtschaft.

Die BDP-Vorsitzende Stephanie Franck hob in der öffentlichen Mitgliederversammlung am 8. Mai hervor, dass der Pflanzenbau in Zeiten des Klimawandels vor allem auf Züchtungsforschung und Zuchtfortschritt angewiesen ist. An die Politik gerichtet sagte Franck, dass Pflanzenzüchter große Hoffnungen in die Ackerbaustrategie der Bundesregierung setzen. Hier gebe es Forschungs- und Innovationsbedarf. „Wir bringen uns gern intensiv in die Überlegungen um künftige Forschungsschwerpunkte in der Ackerbaustrategie ein“, bot Franck an. Der Zugang zu und die Nutzung von pflanzengenetischen Ressourcen dürfe weder durch ein zu weit gehendes Patentrecht noch durch die Folgen aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu den neuen Züchtungsmethoden eingeschränkt werden, warnte Franck. Durch Genome Editing entstandene Mutationen seien – wie zahlreiche nationale und internationale Behörden bestätigt hätten – nicht von solchen zu unterscheiden, die auf natürliche Weise aufgetreten sind oder durch klassische Mutationszüchtung hervorgerufen wurden. Dadurch können Züchter Pflanzen ohne die Kenntnis über den Einsatz neuer Züchtungsmethoden nicht ohne Weiteres zur Weiterzüchtung nutzen. „Das schränkt unseren Genpool empfindlich ein“, sagte Franck und appellierte an Vertreter der Bundesregierung, sich kurzfristig für strategische Lösungen einzusetzen. zum Inhaltsverzeichnis BVO-INFO Nr. 05/2019 Das Kreuzen mit geschützten Sorten anderer Züchter sei ein wesentlicher Motor des Züchtungsfortschritts. Franck begrüßte ausdrücklich, dass der letzte Beschluss der Technischen Beschwerdekammer des Europäischen Patentamts (EPA), dem zufolge Pflanzen aus Kreuzung und Selektion patentierbar wären, einer Überprüfung durch die Große Beschwerdekammer des EPA unterzogen werden soll. Im Sinne der Rechtssicherheit forderten die Züchter eine feste Verankerung des Patentierungsverbots für Produkte aus Kreuzung und Selektion im Europäischen Patentübereinkommen. Mit Blick auf geistige Eigentumsrechte bleibe die Nachbauregelung ein großes Sorgenkind der Züchter. „Wir brauchen ein System, das es uns ermöglicht, die uns zustehenden Gebühren in vollem Umfang zu erhalten“, sagte Franck und bat Politik und Bauernverband, weiter gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Ministerialdirigent Dr. Rainer Gießübel, Leiter der Abteilung Landwirtschaftliche Erzeugung, Gartenbau, Agrarpolitik im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ging in seiner Rede auf die im Koalitionsvertrag angekündigte Ackerbaustrategie ein. „Es ist wichtig Ackerbau zu bewahren und weiterzuentwickeln. Pflanzenzüchtung ist ein wichtiger Teil der Ackerbaustrategie“, sagte Gießübel. Lösungen für bestehende Zielkonflikte wie beispielsweise auf der einen Seite Intensität der Landwirtschaft zur Sicherung der Nahrungsmittelproduktion sowie auf der anderen Seite dem Schutz von Ressourcen müssen gefunden werden. Züchtungsforschung sowie öffentliche und privatwirtschaftliche Kooperationen sollten gefördert werden. Die Weiterentwicklung der Züchtungsmethoden und ein transparenter Dialog dazu mit der Gesellschaft sieht Gießübel als elementar für den Ackerbau der Zukunft an. Prof. Dr. Frank Ordon, Präsident des Julius Kühn-Instituts (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, beschrieb die Herausforderungen für die Pflanzenproduktion sowie wissenschaftliche Lösungsansätze. „Unsere Erde steht unter Druck“, sagte der JKI-Präsident. Höhere Temperaturen im Herbst und in den Wintermonaten und reduzierte Niederschläge im Frühsommer und Sommer werden den Anbau der Kulturen verändern. Im Bereich der komplex vererbten Trockenstresstoleranz sei ein wichtiger Aspekt der Züchtungsforschung die systematische Nutzbarmachung und Erforschung genetischer Ressourcen weltweit. Auch der zu erwartende Anstieg des CO2-Gehalts müsse entsprechend wissenschaftlich begleitet werden. Insektenübertragende Viren werden durch den Klimawandel zunehmen, sodass komplexe Verfahren nötig sein werden, um Resistenzen zu erkennen und entsprechende Marker zu entwickeln. Neue Züchtungsmethoden sowie Big Data bieten eine große Chance, Züchtung zu optimieren oder ganz neue Pflanzenbausysteme wie Gleichstandsaat zu entwickeln. Im Rahmen der Mitgliederversammlung fanden Sitzungen des Vorstandes, der Abteilungen im BDP sowie zahlreicher Arbeitsgruppen statt. Die BDP-Mitgliederversammlung hat Dr. Hagen Duenbostel (KWS SAAT SE) im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden für eine weitere Amtsperiode wiedergewählt. Christopher Rudloff (RUDLOFF Feldsaaten GmbH) und Dr. Stefan Streng (Saatzucht Streng-Engelen GmbH & Co. KG) wurden als Vorstandsmitglieder für eine weitere Amtsperiode bestätigt. Dr. Eike Hupe (Deutsche Saatveredelung AG) und Alexander Strube (Saatzucht Ackermann GmbH & Co. KG) sind neu in den Vorstand gewählt.